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[Wehrtechnik Magazine, Sonderheft 2022] UNTERSTÜTZUNG DER GEMEINSAMEN LEISTUNGSFÄHIGKEIT IN KOMPLEXEN OPERATIONEN DURCH IMMERSIVE TECHNOLOGIEN

Der Schlüssel zu erfolgreichen militärischen Operationen ist ohne Zweifel die kollektive Leistung. Dies gilt insbesondere für das breite Spektrum der Luftmobilität, die eine wesentliche Aufgabe der Division Schnelle Kräfte darstellt und verschiedene Truppengattungen und Teilstreitkräfte umfasst.

Heutzutage ermöglichen in der Ausbildung fast ausschließlich immersive Technologien, das den Herausforderungen eines modernen, multidisziplinären und kooperativen Kampfes – wie es die Luftbeweglichkeit fordert – nachhaltig und erfolgreich begegnet werden kann. Bekannte und mögliche Defizite, wie eingeschränkte Verfügbarkeit militärischer Ausrüstung sowie etwaige Budgetbeschränkungen, haben kaum noch Einfluss auf den Ausbildungserfolg.

Darüber hinaus hat sich die Simulation auch in der Einsatzvorbereitung als ein hervorragendes Führungsmittel für die Verantwortlichen von luftbeweglichen Operationen bewährt. Angesichts der komplexen, vielschichtigen und organisationsübergreifenden Herausforderungen des Einsatzes, kommt hier ein mächtiges Tool zur Anwendung, das schon im Vorfeld über Befehlsketten, Entscheidungsprozesse, aber auch Verfügbarkeit von Einsatzmitteln sowie deren vorgesehener Einsatz, Hinweise auf die Erfolgsaussichten der Mission geben kann. Unabhängig von der Führungsebene – ob 
Bordkommandant, Patrouillenführer oder Regimentskommandeur – kann sich jeder Soldat und jede Soldatin durch simulierte Übungen in die Situation hineinversetzen.

Die Technologien und technologiegestützten Dienste wie KI-gesteuerte computergenerierte Kräfte, virtuelle und konstruktive Live-Simulationen (LVC) und verteilte Simulationen ermöglichen es, die Anzahl der ausgebildeten Personen zu erhöhen und
den Gefechtsraum für die Ausbildung zu erweitern, ohne dass dies zu Lasten von Ressourcen und Ausrüstung geht.

Thales hat sich bereits für einen hybriden Schulungsansatz entschieden, bei dem synthetische Umgebungen mit Live-Teilnehmern und realen Inhalten an mehreren Standorten kombiniert werden, so dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie bei echten Einsätzen interagieren können. Darüber hinaus dürfte die Kombination der Portfolios von Thales und RUAG Simulation & Training – die Übernahme von RUAG S&T durch Thales wurde Anfang Mai abgeschlossen – die Einführung der nächsten Generation hybrider Lösungen beschleunigen, die die Dimensionen des Live-, virtuellen und konstruktiven Trainings vereinen.

Eine umfangreiche Umsetzung erfolgte bereits mit der französischen Armee im Rahmen der integrierten Live-Virtual-Übung AOZOU in Ostfrankreich. Neben 18 realen Hubschraubern kamen zwölf virtuelle Assets zum Einsatz. Die virtuellen Anlagen –
Helicopter Mission Trainers (HMT) – befanden sich an zwei Standorten, die mehr als 150 Kilometer voneinander entfernt waren. Das HMT-System von Thales ist ein re-konfigurierbarer taktischer Simulator, der sieben Hubschraubertypen nachbilden
kann und ein sehr gutes Kostengleichgewicht zwischen Realitätsnähe und taktischen Ausbildungsanforderungen bietet. Während der Übung waren die HMT-Geräte miteinander vernetzt und die Live-Flugzeuge übermittelten digitale Nachrichten und Befehle an die Übungszentrale, wo sie in das Gefechtsführungssystem integriert wurden – ein perfektes Beispiel für LVC-Training. 

Das HMT-System ist in Verbindung mit einer sehr leistungsfähigen taktischen Umgebung (Thales SETHI Computer Generated Forces) mit verschiedenen Arten von Simulationsgeräten vernetzbar – von Flugübungsgeräten bis hin zu Full Flight  Simulatoren. SETHI hat sich bewährt und wird seit Jahren erfolgreich im Tiger-Simulator eingesetzt. Zukünftig ist es auch das taktische System im NH90-Simulator der Bundeswehr.

Im Kontext der Luftmobilität ist auch die Vernetzbarkeit mit Mixed-Reality-Heckbesatzungstrainern – Door Gunner (mit AGSHP-Simulationseingabegerät, wie zum Beispiel schweres Maschinengewehr M3M) oder Windentrainer – hervorzuheben.

Um die Luftmobilitätskette zu ergänzen, bietet Thales vernetzte Ausbildungslösungen auf der Ebene der abgesessenen Soldaten an, insbesondere in Anbetracht der Tradition bei der Schießausbildung mit einem Kompetenzzentrum in Deutschland und mehr als 180 bei der Bundeswehr im Einsatz befindlichen Systemen. 

Über die Jahre wurden Trainingskonzepte und Ausbildungsinhalte adaptiert und beeinflussten somit die stetige  Weiterentwicklung der Small-Arms-Training-Produktfamilie. Um den geänderten, als auch den neuen Anforderungen gerecht
zu werden, hat Thales, basierend auf den Erfahrungen und Rückmeldungen der Nutzer, eine komplett neue Lösung geschaffen, um an die waffentechnische Hochwertausbildung, wie sie zum Beispiel der AGSHP bietet, in den taktischen
Einsatzbereich zu übertragen.

Mit diesem patentierten Analysetool kann unabhängig vom Waffentyp die vollkommen unabhängige Handhabung einer Schusswaffe in taktischen Szenarien analysiert werden. Hierbei werden in Echtzeit Daten, wie Schussereignisse, Bewegungs- und Lagedaten sowie Videoströme und Positionen zeitgleich von bis zu 100 Waffenträgern durch KI-Netzwerke analysiert und zu einzelnen Schusshandlungen in Verbindung gebracht. Die Funktionalitäten dieses neuen Produktes durchbrechen die heutigen Grenzen der taktischen Ausbildungstechnologie und ermöglichen eine neue, hochanspruchsvolle taktische Analytik. Durch die Vernetzbarkeit und die taktischen Fähigkeiten stellt dieses neue Produkt einen Meilenstein für eine nachhaltige effiziente taktische Schießausbildung dar, die auch insbesondere der Komplexität von luftbeweglichen Operationen Rechnung trägt.

Da sich das operative Umfeld mit multidisziplinären Bedrohungen, der rasanten technologischen Entwicklung und der zunehmenden Komplexität militärischer Systeme in Verbindung mit der wachsenden Bedeutung gemeinsamer Operationen
weiterentwickelt, wird es immer schwieriger, sich auf Einsätze vorzubereiten und umfassend zu trainieren. Thales unterstützt die Streitkräfte, diese Herausforderungen anzugehen und zu meistern.